Donnerstag, 28. März 2013

Die neue Mitteilungswut: Blogs

Die neue Mitteilungswut: Blogs (fkmedien 18)

Text der Redaktion zum Funkkolleg

Weblogs eröffnen neue Formen des dezentralisierenden Dialogs und damit neue individuelle und kollektive Kommunikationsformen. Ausgelöst durch die Blogosphäre entsteht im Moment eine electronic agora im Internet. Wir sind jedoch noch weit entfernt von medientheoretischen Utopien einer egalitären Kommunikation durch Weblogs. Gleichwohl gab es noch nie eine so günstige technologische Infrastruktur, so dass die Utopie von Bert Brecht umsetzbar wäre. Gefordert hatte er, dass die Medien vom Distributionsapparat in  Kommunikationsapparate verwandelt werden sollten und zugleich könnten sie positive gesellschaftliche Veränderungen hervorrufen.(1) Im Konstrast stehen dazu die Blogs, in denen mitgeteilt wird, dass der Autor gestern Frikadellen gebraten hat.
Jürgen Habermas hatte einst folgende Aspekte als Voraussetzung einer egalitären Öffentlichleit postuliert:
1. Gleicheit der Beteiligten.
2. Alles kann Gegenstand des Räsonnements (Kritik, Reflexion) werden.
3. Die Unabgeschlossenheit des Publikums.
4. Ein homogener Raum gleichberechtigter Subjekte, die in einem kritischen Diskurs sich um einen Konsens bemühen.
In der Sendung wird beispielhaft gezeigt, was von diesen Utopien in den Weblogs sich wiederfindet. Aus Sicht des Autors knüpfen am ehesten die Autoren von netzpolitik.org an derartigen Überlegungen an. Auf die Bedeutung von Milblogs wird in den Zusatzmaterialien hingewiesen.(2)
(2) Internationale Blogsphären wie milblogging.com mit ihren aktuell 3.635 Blogs und 21.732 registrierten Mitgliedern in 52 Ländern, bieten Personen mit militärischem Hintergrund die Möglichkeit und die Plattform, von ihren Erfahrungen und Erlebnissen zu berichten und sich darüber auszutauschen. Blogs direkt aus Krisengebieten und Kriegszonen bieten hierbei ein ergänzendes Bild zu dem, was in den Medien berichtet wird.
Breiten Raum nimmt in der Sendung der Konflikt zwischen (professionellem) Journalismus und Laienreportern ein. Verdeutlicht wird, dass es durchaus zur positiven gegenseitigen Beeinflussung kommen kann. Erfolgreiche Onlinemagazine wie “Der Freitag” und “jetzt.de” belegen, dass der Spagat zwischen Jornalismus und Bloggerkultur gelingen kann.
Folgt man der Sendung, so scheint vor allem Selbstverwirklichung und die Erfahrung der Selbstwirksamkeit ein wichtiges Motiv für die Aktivität von Bloggern zu sein. Salopp gesprochen könnte man formulieren: “ich sende, also bin”. Kommentare sind teilweise erwünscht, teilweise werden sie ausgeschaltet, da zu viele Störer diese Interaktivität missbrauchen. Blogs sind vor allem authentische Ausdrucksformen der Selbstvergewisserung und können wie ein Steinbruch von den Lesern benutzt werden, so dass eine parasoziale Kultur entsteht. Es geht in der Regel nicht um eine Veränderung der politischen und sozialen  Kommunikation – abgesehen davon, dass durch diese Art der Kommunikation durchaus eine neue Kommunikationskultur ensteht – es geht um Lifestyle, Lebenskultur und darum, Geschichten zu erzählen (multimediale Narration der Identitätskonstruktion). 200 Millionen Blogs geben einen nicht zu übersehenden Hinweis auf den Bedarf, sich mitteilen zu wollen.
Die Zusatzmaterialien, die von Studierenden der Hochschule Darmstadt, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Soziale Arbeit, verfasst wurden, werden die in der Sendung diskutierten Themen erörtert. Es gibt viele Ansatzpunkte zum Dialog und zur kritischen Auseinandersetzung.
Wie schätzen Sie die Bedeutung der Blogosphäre ein? Welche Relevanz schreiben Sie ihr zu? Sind Blogs ein sinnvolles Ferment für eine veränderte Kommunikationskultur?

Mitschrift zur Sendung
Blog ein Internetjournal, auch mit wenig technischen Kenntnissen möglich

Da ohne Vorgaben, hat jeder seine eigene Stimme gefunden.

Lyrik eine "Kulturtechnik" (??)

Bloggen wirkt undurchdacht.

höhere Geschwindigkeit

neu: die Vernetzungsmöglichkeit

romantischer Verweis auf Brechts Vorstellung von einem Kommunikationsradio

Erfahrung: Ich bin nicht allein. Beispiel: Körperakzeptanz

professioneller Journalismus ließ Bürgerbeteiligung kaum zu

"Ich kann nicht mehr den Spiegel mehr vertragen, seitdem ich Blogs lese."

"Freitag" bringt Blogger und Journalisten zusammen.

netzpolitik.org als Ausnahme erfolgreiche Redakrionsarbeit

Professionalisierung von Blogs

Ich persönlich bin weit davon entfernt, Geschichten erzählen zu wollen oder Professionalisierung anzustreben.
Wenn frühe Wikipedianer äußerten, sie hätten ihre Zettelkästen in die Wikipedia ausgeleert, so sind mir Blogs die Zettelkästen, die ich schon beim Anlegen ausstelle und von denen ich nur einen geringen Teil für weitere Textarbeit verwende.
Allerdings sind Blogbeiträge für mich mehr und mehr Kommunikationsanlass geworden. Weshalb ich trotzdem Google+ meide, habe ich schon einmal angedeutet. (Offenkundig bietet mir aber auch das Funkkolleg Kommunikationsanlass.)
Blogs bleiben in Dtl. weitgehend unbekannt.
Etwas anderen zeigen geht über Blogs am einfachsten.
Diener: http://gig.antville.org/ 
Groener:  http://www.ankegroener.de/
Hank: http://11.re-publica.de/blog/person/maike-hank/

Zitat:
Ich denke an jene zwei Menschen, die mich momentan am meisten beschäftigen, weil Dinge zwischen uns nicht geklärt sind. Von einem der beiden möchte ich mich verabschieden, weil das Schöne zwischen uns gewichen ist, ich mich schon seit geraumer Zeit nicht mehr wohl fühle. Vom anderen habe ich längst noch nicht genug gesehen, aber da bin es nicht ich, die das entscheidet. (http://www.ruhepuls.ws/)


 Das sind Äußerungen, die mir für einen Blog zu privat sind. Sie brauchen ja nicht im Zettelkasten festgehalten zu werden. - Aber weshalb ist mir meine Aussage darüber nicht zu privat? - 
Übrigens kann Maike Hank offenkundig schreiben. Aber das brauchte ich nicht zu entdecken.


(2) Als Radiotheorie bezeichnet Bertolt Brecht eine Sammlung verschiedener Texte, die seine Auseinandersetzung mit dem damals jungen Medium Rundfunk spiegeln. Die „Radiotheorie“ besteht aus kleineren Schriften zum Thema Rundfunk sowie aus praktischen (experimentellen) Rundfunkarbeiten.
Das Radio wurde von Brecht als einer der „Erfindungen, die nicht bestellt sind“ kritisiert. Man hat mit dem Radio die Gelegenheit, allen alles zu sagen, aber man hatte, wenn man es sich überlegt, nichts zu sagen.
Dagegen empfiehlt Brecht eine Veränderung des Radios. Der Rundfunk solle senden, aber auch empfangen. Der Hörfunk könne den Austausch zwischen Sender und Empfänger ermöglichen und zu Gesprächen, Debatten und Diskussionen genutzt werden.
Brecht wünschte sich, dass “Hörer (.) zum Mitspieler werden (sollen)” und dass “das Radio (…) zum Sprecher und Medium in einem (wird): es kommuniziert mit den Hörern.“ Sein Ziel war es, Höreraktivität zu erreichen und so den Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln. Die Hörfunksendung fasste er als Radiolehrstück zur Einübung in eine neue Gesellschaftsform auf. Brecht war also überzeugt davon, dass Medien positive gesellschaftliche Veränderungen hervorrufen können.
Über die Realisierbarkeit seiner Vorstellungen machte sich Brecht allerdings keine Illusionen:
“Undurchführbar in dieser Gesellschaftsordnung, durchführbar in einer anderen, dienen die Vorschläge, welche doch nur eine natürliche Konsequenz der technischen Entwicklung bilden, der Propagierung und Form dieser anderen Ordnung. [...] Sollten Sie dies für utopisch halten, so bitte ich Sie darüber nachzudenken, warum es utopisch ist“
Die Radiotexte von Bertolt Brecht:
  • Radio – Eine vorsintflutliche Erfindung? In: Bertolt Brecht: Gesammelte Werke in 20 Bänden. Bd. 18, 133.–137. Tsd., Frankfurt a. M., S. 119–121.
  • Vorschläge für den Intendanten des Rundfunks. In: Bertolt Brecht: Gesammelte Werke in 20 Bänden. Bd. 18, 133.–137. Tsd., Frankfurt a. M., S. 121–123.
  • Der Rundfunk als Kommunikationsapparat. In: Bertolt Brecht: Gesammelte Werke in 20 Bänden. Bd. 18, 133.–137. Tsd., Frankfurt a. M., S. 127–134.
Die digitale Gutenberggalaxis


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