Freitag, 22. Juli 2011

Fortsetzung meiner Auswertung zu OpenCourse 2011

Mein erster Versuch einer Auswertung von  OpenCourse 2011 findet sich hier.
Mein Ausgangspunkt war, dass ich über opco11 erstmals von MOOC hörte und den Gedanken sehr gut fand. Mich reizten die Möglichkeit, an einem Kurs mit universitärer Anbindung mitzumachen, ohne den Anbietern eine nennenswerte Mehrarbeit zu verursachen, und die Chance, über meinen bisherigen Netzbekanntenkreis ins Gespräch zu kommen.
Mir war klar, dass ich aufgrund meiner sonstigen Engagements nur einen beschränkten Teil des Angebots wahrnehmen würde, dass ich aber auf den Feldern, wo arbeiten würde, das nicht stumm tun würde. Schließlich habe ich - bei aller Vorliebe für das Netz und Netzkommunikation - eine weit skeptischere Sicht auf das Lernen im Netz als die meisten meiner Netzbekannten. Als Ergänzung zu anderen Lernangeboten und als Ersatz für vor Ort nicht erreichbare Angebote scheint es mir ideal. Außerdem sehe ich für diejenigen, die eine Grundbildung abgeschlossen haben, die großen Vorteile für Recherche und die Organisation von Teamwork mit Partnern, die man vor Ort nicht finden würde.
Bzgl. des selbstverantwortlichen Lernens bin ich aber sehr skeptisch, so lange ein personales Gegenüber fehlt. Zu positiv sehe ich die persönlichen Rückmeldungen im Collegesystem gegenüber dem eher anonymen Lernen in der Massenuniversität. Außerdem habe ich - als Netzbeobachter - miterlebt, wie anregend für die Studenten eines Seminars von Christian Spannagel die persönliche Begegnung mit Jean-Pol Martin war, als sein Konzept von Lernen durch Lehren behandelt wurde. Ich denke, auch die unmittelbare Anschauung von Unterricht mit Lernen durch Lehren hat enorm motiviert und Missverständnisse abgebaut, die bei einer alleinigen Rezeption der Theorie entstehen können.
Bei Lernen durch Lehren steckt der Lehrende sehr viel Arbeitskraft und Einsatz in den Lernprozess. Das haben wir auch bei dem Lernfestival von Chr. Spannagel erlebt.
Es gilt aber auch für OpenCourse 2011 insgesamt. Wie viel Aufwand darein investiert wurde, dass ein recht offener Lernprozess möglich wurde, wurde mir erst im Laufe der Veranstaltung klar.

Mein Dank gilt vor allem den Organisatoren, aber auch allen anderen Mitwirkenden!
Sehr gut verstehen kann ich, dass man bei dieser Art von Veranstaltung gern erführe, wie weit die "Lurker" davon profitiert haben. Die Äußerungen von denen, die sich schon während des Kurses artikuliert haben, sind dafür schwerlich ein Ersatz.
Daher sehe ich für die Veranstalter den Hauptnutzen meines Beitrages darin, dass deutlich werden kann, dass ich ihre Leistung sehr zu schätzen wusste. Für die Teilnehmer am Kurs sehe ich den Vorteil darin, dass man seine eigenen Erfahrungen mit Fremderfahrungen vergleichen kann.
Leider kommt mein Beitrag für die meisten von ihnen dafür wohl zu spät. (Deshalb hatte ich mich schon Anfang Juli über meinen Eindruck geäußert.)

Mittwoch, 6. Juli 2011

Selbstverantwortetes Lernen

Ich habe das Glück, eine Person zu unterrichten, die genau weiß, was sie lernen will.
Da sie nur unvollkommen Deutsch sprechen und schreiben kann, sollte man meinen, sie wollte Deutsch lernen und zwar das, was zu ihrem Arbeitsgebiet gehört.
Sie belehrte mich eines Besseren: Sie will lernen, was sie in ihren konkreten Kommunikationssituationen gebrauchen kann.
Deshalb waren sowohl ein Deutschkurs wie ein Fachkurs relativ wenig fruchtbar.
Welches Bildungssystem liefert noch nicht Integrierten das, was sie in ihrer Situation brauchen?
Was sie aufgrund ihres eigenen Lerninteresses lernen wollen, wird mitnichten das sein, was gut zu ihrem Arbeitsplatz passt. Aber erst, wenn sie gelernt haben, dass Lernen sich lohnt, werden sie auch das lernen können, was der Arbeitgeber für das Nützlichste hält.

Ist selbstverantwortliches Lernen eine Bankrotterkärung der Gesellschaft?

Dank Monika, Claudia und Volkmar, die das Terrain vorbereiteten, und einigen Teilnehmern, die Fragen stellten, sowie Ulf, der auf die Beantwortung gut vorbereitet war, kam zur Sitzung "Qualität des lebenslangen Lernens" (LLL) (hier Ustream, hier die Folien) nach dem Vortrag ein informatives Gespräch zusammen, das hoffentlich auf den Blogs noch weitergeführt wird.

Mir stellt sich die Frage: Wenn der Einzelne selbstverantwortlich lernt und selbstverantwortlich lernen heißt, seinen eigenen Arbeitsplatz zu managen (d.h. das zu lernen, was er für den Betrieb braucht): Wenn das so ist, woher sollte er die Motivation nehmen, zu lernen, was er können muss, damit die Gesellschaft funktionieren kann?

Ich nenne dazu nur zwei Qualifikationen:
•Die Fähigkeit und der Wille, sich zu verständigen
•Bereitschaft zur Selbstverantwortung und Verantwortung in der res publica

Es ist doch wohl kein Zufall, dass zumindest bei den Finanzmanagern, aber auch bei vielen Politikern ein gewisser Mangel an diesen Qualifikationen besteht (hier mehr dazu).
Ich gebe zu, dass über die Zukunft des Lernens extrem viel Interessantes zu lernen gibt. Aber wenn unsere Gesellschaft nicht mehr auf Verständigungsfähigkeit und Verantwortung vorbereiten sollte, weil das nicht mehr ins heutige Konzept passt, wäre das meiner Meinung nach eine Bankrotterklärung der Gesellschaft wie der Bildungsexperten.

Was habe ich noch nicht gelernt?

Montag, 4. Juli 2011

Aktuelle Blogbeiträge zu opco11

Vier lesenswerte Blogbeiträge zur Zukunft des Lernens
Andrea Brücken: Neuer Artikel im Grundgesetz
Sabine Huber: Heuristiken
Karlheinz Pape: Qualität beim Lernen

Warum vermisse ich gerade jetzt so sehr den Bezug auf Bildung, auf die Zukunft unserer Welt?
(Mein Versuch einer Antwort unter Bezug auf das Gesamtthema von opco11: Zukunft des Lernens)

Vorbereitung für 10. Woche 4.7.- 10.7.

Vorstellung des Themas Qualität im lebenslangen Lernen

Etherpad für Fragen an den Referenten Ulf-Daniel Ehlers am 6.7.

Erste Fragen:
•Wenn nicht der Lernanbieter, sondern der Lerner sein Lernen planen muss, dann wird meiner Meinung nach der Benachteiligte immer weiter zurückfallen. Wie kann man dennoch Chancengleichheit schaffen oder zumindest allzu große Ungleichheit verhindern?
•Natürlich ist der Primarschullehrer nicht allein für die Lernfähigkeit des 50jährigen zuständig. Soll man aber das Risiko eingehen, dass man zwar erst ab 67 in Rente gehen kann, aber mit 50 entlassen wird, weil man nicht selbständig genug sein Lernen auf Gebieten organisiert, die erst, als man 45 erfunden wurden?

Aufzeichnung des Upstreams vom 6.7.11

Blogbeitrag von Monika König, der den Anstoß zum Sammeln von Vorabfragen an den Referenten gab.

Samstag, 2. Juli 2011

Anfang einer Auswertung zu OpenCourse 2011

Meine Lernvoraussetzungen nenne ich am Schluss.
Opco11 habe ich von Anfang an begleitet, von der 8. Sitzung ernsthaft mitgearbeitet, weil es mich interessierte. Dabei habe ich erstmals Etherpad ersthaft benutzt und von der 9. Sitzung an Adobe Connect genutzt.

Mir gefällt, dass man am Auswertungsfragebogen mitarbeiten darf.
Wenn ich - wie aufgrund seriösen Fragebogendesigns erforderlich - trotzdem wieder, um antworten zu können, lügen muss, will ich den Fragebogen, soweit es sich mit meiner Restanonymität vereinbaren lässt, nach dem anonymen Lügen hier ehrlich beantworten.

Erfreulich:
Mir gefällt, dass ich bei dem Kurs viele neue Bildungsblogger kennen gelernt und bei mir bekannten weitere Vorzüge entdeckt habe, die sie mir voraus haben.
Mir gefällt, dass ich diese Art von Kurs erleben durfte und das Gefühl habe, etwas gelernt zu haben, wenn ich auch nicht genau weiß was.

Weniger erfreulich:
Mir missfällt, dass ich wieder mehr am Computer gesessen habe als geplant.
Mir missfällt, dass ich zu den vielen anderen Blogs jetzt auch noch diesen aufgemacht habe und dadurch dazu angeregt werde, mehr über opco11 zu schreiben, als ich es sonst wohl getan hätte. (Immerhin ist nicht alles Microcontent, sondern vieles nur Nano-. Das kostet weniger Zeit, aber immer noch zuviel)

Ich bin seit 1987 Computerkritiker, habe seit 1989 IKG/ITG gelehrt, bin seit 2005 (unter anderem Namen) Wikipedianer, seit 2006 blogge ich, bin aber an den technischen Aspekten des Netzes wenig interessiert.